BIKE 05/2001
Lesedauer 1:30 Minuten

Vorsicht Falle

1000 Mark für diese fiese Gurke - beim Schnäppchen aus zweiter Hand droht Totalschaden. Trotzdem liegt Second Hand im Trend. Denn den größten Wertverlust macht der Erstbesitzer. BIKE verrät alles über Risiken, Kaufstrategie und echte Knüller.

Augen auf beim Gebrauchtkauf

Der BIKE-Sachverständige Dipl.-Ing. Dirk Zedler gibt wichtige Tipps zu Garantie, Defekten und dem ersten Check beim Kauf

BIKE: Was gilt in Sachen Garantie?
DIRK ZEDLER: Das ist ein unerfreulicher Punkt für den Käufer. Die freiwillige Garantie der Hersteller auf Räder gilt bei den mir bekannten Marken nur für den Erstbesitzer. Egal, wie alt das Rad ist.

Und wenn ein schwerwiegender Defekt auftritt?
Wenn der Hersteller den Defekt verantwortet, also zum Beispiel eine falsche Vorbau-Lenker-Einheit verbaut hat, dann greift natürlich die gesetzliche Produkthaftung. Auch hier gibt es Grenzfälle der Verantwortlichkeit: Wenn der Erstbesitzer das Rad umbaut oder - custom made - selbst geschraubt hat. Hier ist Vorsicht geboten. Am besten, der Käufer überzeugt sich anhand von Originalrechnung, Reparaturbelegen, Garantiekarten und Bedienungsanleitung, ob das Bike noch im Originalzustand ist. Der BIKE-Markt des Baujahres ist für Gebrauchtkäufer sowieso Pflicht.

Aber an den meisten Rädern wird doch rumgeschraubt.
In diesen Fällen empfehle ich einen Kurzcheck bei einem Fachhändler, der das Modell kennt. Die schwersten Unfälle passieren im Bereich Vorbau und Lenker. Ich persönlich würde diese Kombi immer erneuern, wenn sie älter als zwei Jahre ist. Das kostet nicht die Welt, aber mein Leben hängt daran.

Auf welche Teile soll der Gebrauchtkäufer noch achten?
Aus meiner Erfahrung als Sachverständiger weiß ich, dass neben Lenker und Vorbau die meisten Defekte im Bereich der Laufräder und durch defekte Federgabeln auftreten.

Wie kann sich der Käufer da absichern?
Auch wenn es nervt - kurz die Luft aus dem Reifen und mit einer geeigneten Schieblehre die Wandstärke der Felgenflanke messen. Bei einem Millimeter und darunter drohen gefährliche Felgenplatzer. Bei Federgabeln die Funktion prüfen. Viele Modelle sind auch ohne harten Einsatz nach zwei Jahren völlig im Eimer.

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