TOUR 02/2025 und tour-magazin.de 10.01.2025
Lesedauer 7:00 Minuten

Von den Anfängen einer neuen Ära im Rennrad-Testprozedere

30 Jahre TOUR-Test – Mit Maß und Mut

Vor 30 Jahren hat TOUR damit begonnen, Rennräder systematisch zu testen und zu vermessen. Die Entwicklung des Rennrades hat das wesentlich mit beeinflusst. Ein Blick zurück und in die Gegenwart

© TOUR

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Die beiden Ingenieure und damaligen Technikredakteure Robert Kühnen und Dirk Zedler suchten nach einer Möglichkeit, reproduzierbar Aussagen zum Fahrverhalten von Rennrädern zutreffen. Ihr Standpunkt: „Fahrtests sind zwar schön und gut, aber um vernünftige Aussagen über Rennräder zu treffen, muss man sie extremen Fahrsituationen aussetzen, also am besten auf schnellen und langen Bergabpassagen, mit hohen Geschwindigkeiten und auf verschiedenen Untergründen", sagt Robert Kühnen. „Und am besten machen das auch noch mehrere Fahrer, um die jeweiligen Erfahrungen abgleichen zu können. Der Aufwand dafür hätte freilich jeden finanziellen und personellen Rahmen gesprengt." Also stellten Robert Kühnen und Dirk Zedler nach längerem Nachdenken und einigen Experimenten im November 1994 einen Prüfstand vor, der die Verdrehung des Rahmenvorderbaus gegenüber dem Hinterbau erfasste.

Damals noch nicht absehbar:

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Ausrufezeichen

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In den vergangenen30 Jahren hat TOUR immer wieder technische Neuerungen unter die Lupe genommen und damit wichtige Beiträge zur Produktsicherheit und Fahrradentwicklung geleistet. Wir erinnern an einige Beispiele
 
1995
Inder Dezemberausgabe dokumentiert TOUR, dass bestimmte Schutzblechbefestigungen zu schweren Unfällen führen können. Sowohl Metall- wie Kunststoffschützer können sich im Reifenprofil des Vorderreifens verhaken, werden vom drehenden Rad mitgerissen und verkeilen sich unter dem Gabelkopf. Das Rad blockiert, ein Sturz ist unausweichlich. Gemeinsam mit TOUR und der Verbraucherorganisation „AG Verflixtes Schutzblech" kam damals in der Branche ein runder Tisch zustande, der es sich zur Aufgabe machte, technische Lösungen für das Problem zu etablieren. Heute sind Befestigungen Standard, die das Schutzblech freigeben können.
 
1995
Für einen Report in der Septemberausgabe sammelt TOUR Beispiele, die aufzeigen, welche dramatischen Folgen die noch vergleichsweise junge Technik der Federungen an Mountainbikes haben kann. Gutachter und Sachverständige attestieren diversen Produkten und Konstruktionsweisen falsche Dimensionierung, Material­ und Fertigungsfehler. Manche Hersteller bzw. Importeure reagieren auf die Schadensfälle mit Rückrufen. TOUR gibt außerdem Tipps, worauf Radler im Umgang mit Federgabeln achten sollten.
 
1996
In einem gemeinsamen Projekt mit der FH Schweinfurt unternimmt TOUR erstmals Realdatenmessungen am Rennrad. Mithilfe aufwendiger mobiler Messelektronik erfassen die Techniker die realen Belastungen, denen Lenker und Gabel ausgesetzt sind. Überprüft werden typische Fahrsituationen mit dem Rennrad wie Bergabpassagen, Vollbremsungen, Sprünge über Hindernisse, Fahren am Berg und über Kopfsteinpflaster. Diese und weiterein der Folge ermittelte Daten dienen auch dazu, für die TOUR-Prüfstandstests realistische Belastungen festzulegen.
 
1997
Im September widmet sich TOUR dem Thema Rennradfelgen, die aufgrund verschlissener bzw. durchgebremster Felgenflanken unvermittelt brechen und schwerste Unfälle zur Folge haben können. Die Techniker sensibilisieren für das Verschleißteil Felge und geben Tipps zum Umgang mit leichten Felgen bzw. zur Vorbeugung von Verschleißrisiken und regen an, Aluminiumfelgen mit Verschleißindikatoren auszurüsten.
 
2000
In der Augustausgabe dokumentiert TOUR, dass die damals noch relativ junge Technik der Ahead-Vorbauten Probleme bereiten kann, wenn die Produkte nicht material- und belastungsgerecht konstruiert sind. Bereits beim statischen Test auf Sicherheit der Lenkerklemmung und Haltbarkeit der Verschraubung versagen fünf von17 Probanden.
 
2005
Für das Trainingscamp in Sizilien stellt TOUR einen einzigartigen Test auf die Beine, an dem die Camp-Teilnehmer mitwirken können: Acht Rennräder mit Rahmen aus Stahl, Titan, Aluminium und Carbon werden komplett unkenntlich gemacht und die Leser-Tester sollen herausfinden, ob und wie sich die verschiedenen Rahmen­ Werkstoffe auf das Fahrerlebnis auswirken. Ein Ergebnis: Das Material lässt sich nicht erspüren.
 
2010
Jetzt mal was Erfreuliches: In einem groß angelegten Report für die Märzausgabe kann TOUR aufzeigen und belegen, dass beschädigte Carbonrahmen nicht zwingend schrottreif sind. Carbon kann man reparieren und spezialisierte Betriebe machen das so gut, dass Carbonrahmen funktional (und auch optisch) wie neu werden.
 
Autor: Thomas Musch

 


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