Lenker und Vorbau stehen ganz oben auf der Hitliste der Unfallverursacher. Oft werden sie nicht als Einheit gesehen und falsch kombiniert. So gibt zum Beispiel ein steifer Stahlvorbau nicht nur alle Verformungen an einen elastischen Alulenker weiter, er kerbt den Lenker auch nach und nach ein.
Dieser Vorgang vollzieht sich im Verborgenen, der Lenker bricht ohne Vorwarnung. Frässpuren und Kerben gefährden jedes Teil und führen häufig zum Bruch.
Ein weiterer gefährlicher Schwachpunkt am Fahrrad ist die Gabel. Ist das Gabelgewinde zu lang, liegt die Vorbauklemmung noch im Gewindeabschnitt. Die dünnste Stelle wird also am stärksten belastet. Schaftrohre aus Aluminium lehnt Zedler grundsätzlich ab. Moderne Bremsen packen so kräftig zu, daß Gabeln und Felgen den Belastungen kaum noch standhalten können. Unfälle, die sich auf Gabelbruch zurückführen lassen, sind nach Zedlers Erfahrung die schwersten.
Neuralgischer Punkt sind auch die Schutzbleche. Verfängt sich zum Beispiel ein Ast im Schutzblech, wird es vom Reifen mitgerissen, faltet sich und verkeilt sich unter dem Gabelkopf. Das Vorderrad blockiert blitzartig, die Gabel knickt ein, der Fahrer versucht sich am Lenker festzuhalten und schlägt mit dem Kopf auf den Boden. Mittlerweile bieten mehrere Teilehersteller Halterungen an, die die Schutzblechstreben im Notfall freigeben und ein Blockieren verhindert.
Oft haben gerade kleine Nachlässigkeiten schlimme Folgen. Obwohl das Felgenband zum Beispiel nur ein Pfennigartikel ist, verbauen manche Hersteller alles mögliche, vom Gummiband bis zum Isolierband.
Viele Gefahrenquellen lassen sich nach Ansicht von Dirk Zedler schon bei genauem Hinsehen erkennen. Durch die Sichtkontrolle eines Sachverständigen könnten 80 Prozent aller Risiken ausgeschlossen werden, ohne daß ein Test notwendig ist. Zedlers Appell an alle Hersteller: "Kontrollieren Sie ein Rad, bevor die Serie anläuft, widmen Sie den sicherheitsrelevanten Bauteilen besondere Aufmerksamkeit, und ändern Sie die Zusammenstellung nicht in der laufenden Serie, je nachdem, welche Teile gerade noch im Regal liegen. Und wenn beim Hersteller trotz aller Sorgfalt Schwachstellen durchgehen, sollte der Händler mündig und fähig sein, die Fehler in der Endkontrolle zu bemerken und den Hersteller unter Druck zu setzen."