TOUR 12/1995
Lesedauer 1:00 Minute

Gefahr durch Schutzbleche!

Wer schützt uns vor den Schutzblechen? Die meisten sind nicht auf dem "Stand der Technik" und deshalb eine echte Gefahr. TOUR hat die gängigen Systeme zusammen mit Verbraucherschützern getestet. 

Für Horst Schremmer aus Gräfelfing bei München war es ein Fahrradausflug wie jeder andere. Ungefähr 80 Kilometer lang über Waldwege und Nebenstraßen durchs Voralpenland mit genügend Zeit für den Besuch im Biergarten. Aber auf halber Strecke nahm die Genusstour des 38jährigen ein jähes Ende: Ein kurzes Krachen aus der Richtung des Vorderrades ist das einzige, an das sich Schremmer erinnern kann: "Plötzlich lag ich auf der Straße. Wie es passiert war, realisierte ich in diesem Augenblick nicht. Glücklicherweise blieb ich unverletzt. Gewundert habe ich mich erst, als ich mein Fahrrad wieder vom Boden aufhob. Das Vorderrad drehte sich nicht mehr, das Schutzblech hatte sich zusammengefaltet und unter dem Gabelkopf verklemmt."

Ein Phänomen, das in den letzten Jahren immer häufiger zu registrieren ist: Der Radler radelt nichtsahnend über Stock und Stein, plötzlich blockiert das zusammengeknautschte Schutzblech das Vorderrad, und nach einer Viertelradumdrehung steigt der Fahrer über den Lenker ab. Um die Gründe dieser mysteriösen Vorfälle zu erforschen, hat sich 1991 eine Verbraucherorganisation gebildet: die AG Verflixtes Schutzblech (AGVS). Sie erstellte eine Datenbank über Schutzblechunfälle und entwickelte ein Prüfverfahren für Schutzbleche. Die AGVS berät Firmen und führt Prüfungen von neuen Produkten durch. Ihr Ziel: die Sicherheit von Schutzblechen zu erhöhen. In den vier Jahren ihrer Existenz hat die AG 22 Unfälle von schwer- und 29 von leichtverletzten Radlern gezählt - sicher nur die Spitze des Eisbergs.

Autor: Dirk Zedler

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